Varroadiagnose mit Puderzucker

Die Puderzucker-Diagnose ist eine genaue und bienenschonende Art, die Milbenbelastung in der Bienenkiste zu bestimmen.

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So können Sie in der kritischen Zeit zwischen Mitte Juli und Anfang September ermitteln, wie stark Ihr Bienenvolk mit Varroamilben belastet ist und ob eine Varroabehandlung mit Ameisensäure notwendig ist. Insbesondere bei diesjährigen, gerade einlogierte Schwärmen und Bienenvölkern, die in diesem Jahr einen Schwarm abgegeben haben kann man sich so u.U. überflüssige Behandlungen sparen (und die Bienen weniger belasten).

Reinvasion

Es droht außerdem die Gefahr der “Reinvasion”. Wenn im Flugradius Ihrer Bienen andere, schlecht betreute Bienenvölker an ihrer Varroabelastung zugrunde gehen, kann es sein, dass Ihre fitten Bienen dieses Bienenvolk ausräubern und dann auch die ganzen Varromilben mit heimbringen. Ihr unbelastetes, gut betreutes Bienenvolk kann so innerhalb weniger Wochen doch noch ein Opfer der Varroa werden. Sie können sich daher nicht in Sicherheit wiegen, wenn Sie eine Behandlung Ende Juli gemacht haben oder zu dieser Zeit festgestellt haben, dass die Milbenbelastung nur gering ist. Im Idealfall prüfen Sie die Milbenbelastung direkt nach der Honigernte und dann noch zweimal im Abstand von ca. drei Wochen.

Ausrüstung

Varroadiagnose mit Puderzucker

Sie müssen sich dafür einmalig einen Schüttelbecher anfertigen oder kaufen. Gibt es im Mellifera-Onlineshop. Das ist ein stabiler Behälter mit mindestens 750 ml Volumen, der auf der einen Seite einen abnehmbaren Deckel hat, in den möglichst großflächig ein Gittergewebe (z. B. Kunststoffgitter für Varroaböden aus dem Imkerbedarf, Maschenweite etwa 3 mm) eingesetzt ist. Sie können z. B. einen wiederverschließbaren 1-kg-Joghurteimer nehmen, ein möglichst großes Loch in den Deckel hineinschneiden und das Gitter mit Heißkleber einkleben oder einschmelzen.

Varroadiagnose mit Puderzucker

Als weitere Ausrüstung brauchen Sie trockenen(!) Puderzucker und eine Küchenwaage, außerdem einen Esslöffel, ein Sieb (z. B. Einhand-Mehlsieb), eine möglichst helle Schüssel und ein stabiles Stück Folie oder eine große Plastikkiste oder -wanne. Die Puderzuckermethode liefert nur bei trockenem Wetter zuverlässige Ergebnisse. Neben dem Puderzucker müssen auch die Bienen absolut trocken sein. Deshalb müssen Sie die Bienenprobe auch möglichst sofort bepudern und nicht erst lange stehen lassen (Bienen können schwitzen).

So geht’s

Varroadiagnose mit Puderzucker

Zur Bestimmung der Milbenbelastung stellen Sie die Bienenkiste aufrecht, nehmen den Boden ab und stoßen die auf dem Bodenbrett sitzenden Bienen auf die Folie oder in eine Plastikkiste. Wenn Sie das Brett einfach senkrecht halten und eine ruckartige Bewegung nach unten und oben machen, fallen alle Bienen vom Brett auf den Boden. Nehmen Sie die Folie zusammen oder stoßen Sie die Plastikkiste einmal mit der Ecke auf und schütten Sie etwa 50 Gramm Bienen in den Schüttelbecher. Nun wird der Becher mit dem Deckel verschlossen und das genaue Bienengewicht mithilfe der Waage bestimmt (vorher das Leergewicht des Schüttelbechers notieren). Es kommt nicht so genau auf die Bienenmenge an. Sie müssen nur die Angaben in der folgenden Tabelle entsprechend umrechnen.

Varroadiagnose mit Puderzucker

Geben Sie bei 50 Gramm Bienen etwa drei gehäufte Esslöffel gesiebten, trockenen Puderzucker durch das Gittergewebe hindurch auf die Bienen und warten Sie ca. drei Minuten. Anschließend wird der Schüttelbecher umgedreht und eine Minute lang der gesamte Puderzucker durch das Gitter herausgeschüttelt, indem Sie den Becher wie einen Cocktailshaker auf und ab bewegen. Mit dem Puderzucker fallen alle aufsitzenden Varroamilben von den Bienen ab.

Auch wenn das Schütteln etwas brutal wirkt, überstehen die Bienen die Prozedur gut, wenn Sie nicht zu kräftig, sondern mit etwas Gefühl schütteln. Sie können die bepuderten Bienen anschließend einfach wieder in den hinteren Raum der Bienenkiste zurückschütten. Sie werden von ihren Schwestern wieder saubergeputzt.

Auswertung

Die Milben sind im Puderzucker schwer zu erkennen. Die einfachste Methode, sie sichtbar zu machen, besteht darin, den Schüttelbecher über einer hellen Schüssel auszuschütteln und anschließend einfach reichlich Wasser hinzuzugeben. Der Zucker löst sich auf und die etwa 1,5 mm großen, ovalen, braun gefärbten Varroamilben können in der klaren Flüssigkeit gezählt werden. Ihre Anzahl im Verhältnis zur Bienenmenge gibt Aufschluss darüber, ob eine Behandlung mit Ameisensäure nötig ist:

Handlungsbedarf (bezogen auf 50 g Bienen) Juli August September
Volk vorerst ungefährdet < 5 Milben < 10 Milben < 15 Milben
Behandlung in nächster Zeit erforderlich 5 – 25 Milben 10 – 25 Milben 15 – 25 Milben
Schadschwelle überschritten unverzüglich mit Ameisensäure behandeln! über 25 Milben

Diagnoseboden?

Bei der Bienenkiste ist bewusst kein Varroaboden standardmäßig vorgesehen. Wir wollen die Konstruktion und Betriebsanleitung so einfach wie möglich halten. Außerdem ist die Varroadiagnose durch Auszählen des Milbentotenfalls ungenau und langwierig. Wir halten die hier beschriebene Diagnose mit Puderzucker für den besseren Weg. Wer dennoch einen Diagnoseboden nachrüsten will, kann das mit dieser Bauanleitung tun:

  Bauanleitung Diagnoseboden

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