Landwirte

Es hat eine Zeit gegeben, in der Bienenhaltung selbstverständlich zur Landwirtschaft dazugehört hat – hauptsächlich für den eigenen Bedarf und im Einzelfall als kleines Zusatzeinkommen. Die Bestäubung hat sich gewissermaßen ‘von selbst’ erledigt und war kein explizites Thema, weil es ja überall genug Bienen gab.

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Die moderne Imkerei hat sich im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft mehr und mehr zu einer hochspezialisierten Angelegenheit entwickelt, die auf maximalen Honigertrag ausgelegt ist und deshalb ein hohes Maß an Betreuungsaufwand und Fachwissen erfordert. Der mit den sinkenden Lebensmittelpreisen einhergehende Druck zur Spezialisierung hat in der Regel zur Aufgabe der Bienenhaltung geführt. Traditionelle einfachere Betriebsweisen gerieten zunehmend in Vergessenheit. Bienenhaltung wurde mehr und mehr eine Sache von Spezialisten, die bereit waren, sich die notwendigen Kenntnisse intensiver Honigproduktion anzueignen. Mit der Verarmung der Landschaft durch intensive Agrarproduktion begannen die Imker, den blühenden Flächen mit ihren Bienenvölkern hinterher zu wandern. Auch dieses begünstigte den Niedergang der traditionellen Betriebsweisen. Die gute Bestäubung unserer Nutz- und Wildpflanzen ist mittlerweile längst nicht mehr gewährleistet.

Die Fixierung auf den Honigertrag und die Logik der intensiven Agrarproduktion treiben seltsame Blüten:
Die natürlichen Lebensäußerungen der Bienen, die im wunderbaren Schwarmgeschehen (= natürliche Vermehrung des Bienenvolkes) ihren Höhepunkt finden, werden als Problem angesehen und unterdrückt. Schwärme und genauso Drohnen (= männliche Bienen) gelten als unerwünscht. Die Tatsache, dass Bienen ihre Waben wunderbar selbst bauen und ihren Lebensraum gestalten wollen, wird ignoriert, und man gibt ihnen stattdessen vorgeprägte standartisierte Wachsplatten für künstliche Waben.

Die Bienen sind Geschöpfe der Überfülle: Sie produzieren Honig, Wachs und andere Heilmittel, ohne Ressourcen zu verbrauchen! Sie bestäuben die Blüten „gratis“ und haben einen großen Willen zur Reproduktion. Bienen sind „paradiesische“ Wesen: Das „Land, wo Milch und Honig fließen“ könnte eigentlich in jedem Bienenkasten beobachtet werden (Bienen füttern ihre Brut mit einer selbst produzierten Milch.).

Man braucht sich nicht zu wundern, dass die Vitalität der Bienen in einem so desolaten Zustand ist, wenn man permanent versucht, diese wesenhafte Überfülle des Bienenvolkes zu kastrieren und alleine den Honigertrag arbeitswirtschaftlich zu optimieren. Unter diesen Vorzeichen haben auch immer weniger Menschen Lust, sich neu auf die Bienen einzulassen und Imker zu werden. Sie scheuen den Aufwand und spüren intuitiv, dass irgendetwas beim heutigen Umgang mit den Bienen nicht stimmt. Selbst die zertifizierte Bio-Bienenhaltung bewegt sich auf dem Pfad, der von den Zwängen eines schwachen Honigpreises und dem Horizont der „Fachleute“ bestimmt wird.

Bienen gibt es schon wesentlich länger als Menschen. Sie können ihr Leben ohne fremde Hilfe selbst gut gestalten und erbringen dabei gratis den größten Nutzen für Natur und Landwirtschaft: die Bestäubung der blühenden Pflanzen. Unter den heutigen Bedingungen brauchen Bienenvölker jedoch Nisthilfen, weil es nicht mehr ausreichend viele natürliche Nisthöhlen, wie z.B. hohle Bäume, gibt. Außerdem kommen sie alleine nicht mit der Varroamilbe zurecht, die vor einigen Jahrzehnten aus Asien eingeschleppt worden ist. Wenn ein Bienenvolk nicht regelmäßig entmilbt wird, geht es zugrunde.

Eine flächendeckende ortsfeste Bienenhaltung ist von zentralem Interesse für uns alle. Die Bienen sind unersetzlich für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und gute Erträge in der Landwirtschaft. Wer das erkannt hat und selbst Bienen halten will, wird bislang aber damit konfrontiert, dass er die Technik der modernen, auf Honigertrag ausgerichteten, Imkerei erlernen muss. Selbst wenn er es eigentlich gar nicht vorhat, Honigüberschüsse für den Verkauf zu erwirtschaften, findet er kaum andere Betriebsweisen.

Wir wissen aus der langen Erfahrung von Mellifera e.V., dass es viele Menschen gibt, die gerne ein paar Bienenvölker halten würden, wenn das nicht mit so viel Aufwand verbunden wäre. Sie wären schon glücklich und zufrieden, wenn dadurch dann auch noch der Eigenbedarf an Honig gedeckt werden könnte.

Es geht auch einfach!

Mit der Bienenkiste stellen wir ein neues Konzept vor, das die Möglichkeit bietet, mit viel größerer Gelassenheit an dem umfassenden Reichtum zu partizipieren, den die Bienen uns bieten. Eine Betriebsweise, die nicht jede Lebensäußerung der Bienen gleich als Problem wahrnehmen muss, sondern sich darauf einlässt.

Ausgehend vom traditionellen Krainer Bauernstock haben wir eine Beute und Betriebsweise entwickelt, die die Bienenhaltung mit einem Minimum an Eingriffen, Aufwand und Kosten ermöglicht.

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